How to: Nachhaltige Veranstaltungen

Was macht Veranstaltungen nachhaltig(er)? Welche Stellschrauben gibt es, um das Festival, die Geburtstagssause oder die eintägige Großveranstaltung so zu gestalten, dass sie möglichst wenig negative Konsequenzen für die Umwelt und den Menschen hat?

Das Projekt Seeds of Change hat im Sommer 2023 ein zweitägiges Festival organisiert – mit Vorträgen und Workshops, Musik und Tanz, Theater und Kunst. All das mit der Frage: In welchen Bereichen einer solchen Veranstaltung haben wir welche Handlungsmöglichkeiten? Was fällt uns leicht und wo sind unsere blinden Flecken?

Hier fassen wir unser gesammeltes Wissen zu den Bereichen Catering, Logistik / Mobilität, Wasser / Energie und Kommunikation zusammen. Natürlich ist es nicht vollständig und hat einen starken Bezug zu dem Festival-Charakter unserer Veranstaltung. Trotzdem glauben wir, dass dieser Leitfaden für verschiedene Arten der kulturellen Veranstaltungen eine gute Orientierungshilfe sein kann.

Auf Instagram findet ihr die dazugehörigen Kurzfassungen.

Catering

Lebensmittelbeschaffung

In Deutschland werden jedes Jahr mehrere Millionen Tonnen noch genießbare Lebensmittel weggeworfen; sowohl beim Anbau, in der Verarbeitung, beim Transport sowie im Supermarkt und Privathaushalten. Genießbares vor der Tonne zu retten ist gar nicht so schwer. So gibt es Initiativen, die genau das tun. In Dresden ist das beispielsweise die Tag2-Bäckerei und WertSchatz für Backwaren vom Vortag. Der Foodsharing e.V. sowie der Tafel Dresden e.V. kooperieren mit Supermärkten und bekommen Lebensmittel übergeben, welche nicht mehr verkauft werden und trotzdem noch genießbar sind. Es lohnt sich, sich an diese Orte zu wenden oder auch (Super-)Märkte persönlich anzusprechen. Informiert euch dabei auch über die rechtliche Lage zur Verwendung von aussortierten Lebensmitteln für offizielle Veranstaltungen.

Vegan / vegetarisch

Insbesondere vegane, aber auch vegetarische Ernährung ist deutlich emissionsärmer als Fleisch- und Fischkonsum. Die vegane Küche bietet eine unendliche Vielzahl an leckeren Speisen – auch für eine große Menge Menschen! Außerdem halten sich vegane Lebensmittel und Gerichte für gewöhnlich länger und sind somit auch unter dem Aspekt der Lebensmittelverschwendung zu bevorzugen.

Natürlich ist eine rein pflanzliche Ernährung auch unter Aspekten des Tierschutz‘ zu bevorzugen. Beim Kauf von tierischen Lebensmitteln sollten immer biologisch erzeugte Produkte bevorzugt werden – aber Vorsicht: Auch ein Bio-Siegel ist kein Garant für „glückliche Tiere“.

Bio / regional / saisonal

Regionale sowie saisonale Produkte haben durch kurze Transportwege einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck als solche Lebensmittel, welche per Lastwagen, Containerschiff oder Flugzeug zu uns gelangen. Ein Saisonkalender kann Aufschluss zur Saisonalität von Gemüse und Obst geben. Beim biologischen Anbau ist der Einsatz von synthetischen Pflanzenschutz- sowie Düngemitteln verboten, die Böden können Humus aufbauen und so besonders gut Kohlendioxid speichern. Bio ist also gut für’s Klima! Trotzdem gilt: Bezüglich der Klimabilanz ist Bio nicht immer besser – Bio-Äpfel aus Neuseeland haben eine deutlich größere Emissions-Belastung als konventionelle Äpfel aus der Region.

(wie / wo) Kochen

Wenn sich die Veranstalter:innen (im Gegensatz zu externem Catering) selber um die Versorgung der Gäst:innen kümmern, kann es nachhaltiger (und einfacher) sein, am Veranstaltungsort selbst zu kochen. So werden Transportwege gespart (Eingekauftes zur Verarbeitung direkt zum Veranstaltungsort) und die Kommunikation über Zeiten und Mengen vereinfacht.

Logistik / Mobilität

Lage

Ein Veranstaltungsort, der zentral und/oder mit ÖPNV gut erreichbar ist, macht es Besucher:innen leicht(er), das eigene Auto stehen zu lassen. Es kann hilfreich sein, im Vorhinein über Social Media und andere Öffentlichkeitsarbeitskanäle über Anfahrtsmöglichkeiten zu informieren. Auch vor Ort können bspw. Aushänge zu Abfahrtszeiten hilfreich sein – insbesondere für solche Personen, die kein Smartphone nutzen.

Booking

Gibt es in der näheren Umgebung Künstler:innen, die in das musikalische und künstlerische Konzept der Veranstaltung passen, neugierig machen und Publikum anziehen? Dann ist es eine gute Idee, diese zu engagieren – so wird nicht nur regionale Kunst gefördert, sondern durch kurze Wege der An- und Abreise auch Emissionen eingespart.

Transport

Gerade bei kleineren Veranstaltungen mit kurzen Wegen können Transporte und Wege mit Lastenrädern organisiert werden. Das spart CO2 – und vielleicht kann die frische Luft zwischendurch auch einen qualmenden Kopf wieder frei pusten.

Wasser und Energie

Strom

Wenn möglich, dann wählt einen Veranstaltungsort, der Ökostrom bezieht. Vielleicht könnt ihr an der ein oder anderen Stelle sogar euren eigenen Strom produzieren? Z.B. mit einem Smoothie-Fahrrad oder einem solarbetriebenen Soundsystem. Das ist nicht nur nachhaltig (und spaßig), sondern bringt die Besucher:innen auch miteinander ins Gespräch.

Beleuchtung

Wenn möglich sollten LED-Lampen verwendet werden. Diese sind deutlich energiesparender als herkömmliche Glühbirnen, enthalten kein Quecksilber und weisen eine geringere Wärmeentwicklung und somit Abwärme auf. Vielleicht kann der Auf- und Abbau sogar zeitlich so gelegt werden, dass möglichst viel Tageslicht genutzt werden kann?

Wasser sparen

Auf der Toilette können Hinweisschilder Besucher:innen zum Wassersparen einladen und gleichzeitig auf die lokale sowie globale Wassersituation aufmerksam machen. In manche Wasserhähne können außerdem Wasserfilter eingebaut werden, welche die Menge an ausfließendem Wasser reduzieren.

Kommunikation

Nachhaltigkeitskommunikation

Allgemein gilt: Nehmt eure Besucher:innen mit auf eure eigene Reise und euren eigenen Traum eines nachhaltigen Festivals. Vielleicht überlegt ihr euch eine kleine Nachhaltigkeits-Rallye übers Gelände? Oder stellt Schilder an den Orten auf, die etwas Besonderes bieten. Habt ihr bspw. ausgeliehene Deko? Oder ein Solarpanel zur Stromerzeugung? Oder selbstgemachte Limonade? Dann lasst es eure Besucher:innen auf kreative Art und Weise wissen. Vielleicht begleitet ihr euch auch filmisch in den Vorbereitungen und zeigt den Film als Teil eures Festivals?

Beschilderung

Lasst eure Besucher:innen wissen, was sie wo finden können. Bspw. Schilder zu den Toiletten, Aushänge zum Ablauf & für Kontaktmöglichkeiten. Seid ihr offen für Laufpublikum? Dann stellt ein Schild am Bürgersteig auf.

Schilder können auch nachhaltiges Verhalten fördern: Macht es den Besucher:innen einfach und stellt ausreichend Mülleimer und -behälter für die verschiedenen Arten von Müll auf; auch für Pfand und Altglas. Eine deutliche Beschilderung (und ein präventives „Danke!“) sind ebenfalls äußerst hilfreich.

Awareness

Je nach Veranstaltungsformat und -größe kann es sinnvoll oder notwendig sein, ein Awarenesskonzept zu gestalten und umzusetzen. Kein Raum ist frei von Macht- und Diskriminierungsstrukturen und ein offensiver, sensibler Umgang hiermit bereitet den Nährboden für ein aufmerksames und sicheres Miteinander der Besucher:innen. Schon ab geringer Zahl von Besucher:innen kann ein Awarness-Konzept sinnvoll sein – gerade in „Party-Situationen“. Safe the Dance oder das Appletree Garden Festival haben – neben vielen anderen Veranstalter:innen – ausführliche Leitfäden entwickelt. Das Awareness Kollektiv Dresden ist eine gute lokale Anlaufstelle für (An-)Fragen rund ums Thema Awareness auf Veranstaltungen.