Ein Starpianist, ein Flashmob und Kupferminen in Ecuador
Über eine Aktion von Yasunidos Deutschland & Friends in der Philharmonie in München
– Von Josephine Koch –
Die Philharmonie in München wurde am Samstag, den 23. April 2016, zur Bühne für eine außergewöhnliche Aktion: In der Lobby der Konzerthalle protestierten UmweltaktivistInnen gegen chinesische Banken, die an der Finanzierung des umstrittenen Bergbauprojekts „Mirador“ in Ecuador beteiligt sind. Anlass war das Konzert des chinesischen Starpianisten Lang Lang in der Philharmonie. Lang Lang ist gleichzeitig chinesischer Kulturbotschafter für Südamerika und steht durch seine Bank-Sponsoren in Verbindung mit schmutzigem Bergbau in Ecuador.
Initiiert wurde die Aktion von AktivistInnen der ecuadorianisch-deutschen Umweltbewegung Yasunidos, der ecuadorianischen NGO Acción Ecológica, des lateinamerikanischen Frauen-Netzwerks zum Schutz von sozialen Rechten und den Rechten der Natur¹ sowie von ProRegenwald aus München.
Gemeinsam betraten 12 AktivstInnen während der Pause des Konzertes unauffällig die Lobby der Münchner Philharmonie. Im Publikum verstreut, öffneten sie plötzlich ihre Plakate und verteilten Flyer. Auf diesen wurde Lang Lang mit der Tatsache konfrontiert, dass die chinesischen Banken, die ihn sponsern, für Menschrechtsverletzungen und massive Umweltschäden im Südosten Ecuador’s mitverantwortlich sind. So finanzieren die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) und die China Merchants Bank (CMB) das ebenfalls in chinesischer Hand liegende Bergbauunternehmen EcuaCorriente S.A. und damit das hoch umstrittene Bergbauprojekt „Mirador“.
„Mirador“ befindet sich mitten in einem artenreichen Ökosystem zwischen der Bergkette Cordillera del Condor und ursprünglichem Regenwald. Durch die Ausweitung des Kupfer- und Goldabbaus durch Megaprojekte in diesem Gebiet, wird der Lebensraum der Shuar, den indigenen BewohnerInnen der Region, zerstört und damit ihre Existenzgrundlage entzogen. Proteste werden kriminalisiert und auch vor Mord wird nicht zurückgeschreckt: 2014 wurde der lokale Widerstandsaktivist José Tendetza misshandelt und getötet.
Nachdem die Demonstrierenden die Aufmerksamkeit der Konzertgäste auf sich gezogen hatten, wurden sie vom Sicherheitspersonal gezwungen, die Lobby und das Gelände der Philharmonie zu verlassen. Schon am Vortag (den 22. April) gelang es den UmweltaktivistInnen, Lang Lang während einer öffentlichen Veranstaltung in einem Münchner Einkaufszentrum, persönlich einen Brief zu überreichen, in dem sie den Stopp von Menschenrechtsverletzungen und Umweltschädigungen durch die fraglichen chinesischen Banken und EcuaCorriente S.A. fordern. Außerdem ließen sie den beiden chinesischen Banken in München und der chinesischen Botschaft in Berlin ähnliche Briefe zukommen. Eine Reaktion seitens der Banken, der Botschaft und von Lang Lang steht auch nach mehrmaligen Kontaktversuchen aus.
Ob Ölförderung im Yasuní oder Kupferabbau in der Cordillera del Condór: Yasunidos für eine andere Entwicklung!
Ecuador galt bisher vor allem als Produzent von Erdöl. Internationale Bekanntheit erlangte das Andenland mit der Yasuní-ITT Initiative, durch die das schwarze Gold in einem bestimmten Teil des Yasuní-Regenwaldes im Boden bleiben sollte. Nach der Aufkündigung dieser Initiative durch die ecuadorianische Regierung entstand die Jugendbwegung Yasunidos. Sie gibt den Yasuní und andere bedrohte Ökosysteme nicht auf und kämpft für eine andere Form von Entwicklung. Zusammen mit dem deutschen Teil der Bewegung, setzt sich Yasunidos in Ecuador für sozial-ökologische Alternativen zum massiven Ressourcenabbau ein.
Dabei geht es nicht nur um Öl. Die Regierung Ecuadors will künftig auch Kupfer und Gold in großem Stil abbauen. Der bisherige Klein- und mittelgroße Bergbau hat bereits zahlreiche Umweltschäden verursacht. Mit den neuen Megaprojekten werden diese Umweltzerstörungen noch ein viel größeres Ausmaß annehmen und die sozialen Konflikte weiter ansteigen.
Die Organisationen, die mit dieser Aktion das Volk der Shuar in ihrem Kampf um ihr Territorium unterstützen, werden weiterhin auf die Machenschaften von ECSA und den betreffenden chinesischen Banken aufmerksam machen und den Kontakt zu Lang Lang suchen.
¹ Red Latinoamericana de Mujeres Defensoras de los Derechos Sociales y Ambientales
Weitere Infos:
Acción Ecológica: Campaña hacia los bancos chinos que financian mirador, Abril 2016. http://www.accionecologica.org/mineria/160-boletines/1930-2016-04-21-17-07-25 (Spanisch)
Collyns, Dan: “Was this indigenous leader killed because he fought to save Ecuador’s land?”, Guardian, June 2, 2015. http://www.theguardian.com/world/2015/jun/02/ecuador-murder-jose-tendetza-el-mirador-mine-project (Englisch)
Lambert, Tobias: Bergbauboom in Lateinamerika, Factsheet Ecuador, FDCL, 2015. https://www.fdcl.org/wp-content/uploads/2015/12/FDCL_FACT_Ecuador21122015web.pdf (Deutsch)
Sacher W., Baez M., Bayón M., Moreano M.: Entretelones de la megaminería en Ecuador. Informe de visita de campo en la zona del megaproyecto minero Mirador, Parroquia Tundayme, Cantón el Pangui, Provincia de Zamora-Chinchipe, Ecuador. Acción Ecológica/ISIP. Quito, septiembre 2015. http://www.accionecologica.org/component/content/article/1865-entretelones-de-la-megamineria-en-ecuador (Spanisch)
Wald.org: Hintergrund: Bergbau in Ecuador am Beispiel ‚Mirador‘-Projekt, 2016. http://www.wald.org/bergbau_ecuador/ (Deutsch)