Glückshormone auf der Buen Vivir Konferenz in München

Glückshormone auf der Buen Vivir Konferenz in München

Am 26. und 27. Juni 2017 richtete die Stadt München in der „Alten Kongresshalle“ eine spannende Buen Vivir Konferenz aus.

Buen Vivir („Gutes Leben“) ist ein indigen geprägtes Konzept, das seit 2008 in der ecuadorianischen Verfassung verankert ist. Dabei geht es einerseits um das Recht Aller auf ein Gutes Leben und andererseits um das Recht der Natur auf ihren Schutz und Regeneration. Diskriminierung und Benachteiligung der indigenen Bevölkerung, sowie naturschädigende Aktivitäten im Erdöl- und Bergbausektor sind mit dem Konzept vom Guten Leben natürlich nicht zu vereinbaren. Die YASunidos sowie die Sukumer@s setzen sich mit dem Buen Vivir für ein Gesellschaftskonzept ein, das das Leben in Harmonie mit der Natur und den Mitmenschen ins Zentrum stellt und nicht den Profit von Unternehmen.

Sechs Personen sitzen an einem runden Tisch und diskutieren.
Vertreter*innen von YASunidos Deutschland mit Esperanza (Vordergrund) und Alberto aus Ecuador (hinten rechts)

Alberto Acosta, der sich schon als Minister, Mitbegründer der bekannten Yasuní-ITT Initiative und Leiter der verfassungsgebenden Versammlung in Ecuador für die bedingungslose Umsetzung eines Buen Vivir stark machte, lieferte auf der Konferenz ebenso spannende Beiträge. Vor Ort war auch Esperanza Martinez, Vorsitzende von Acción Ecológica, einer der wichtigsten Umwelt-NGOs Ecuadors und wichtiger Bestandteil der YASunidos-Bewegung. Wir von den YASunidos Deutschland, trafen uns mit beiden im Vorfeld, um uns über die Pläne der YASunidos in Ecuador auszutauschen und gemeinsame Projektideen zu besprechen. Zudem stellte Stefan Golla, ebenfalls Teil von YASunidos Deutschland, seine Studie „The End of Oil – Eine Energiestudie für ein nachhaltiges Ecuador“ im Rahmen eines Workshops auf der Konferenz vor.

Ein weiterer beeindruckender Vertreter aus Ecuador war Felix Santi, Präsident der indigenen Kichwa-Gemeinde in Sarayaku. Bekannt wurde die Gemeinde durch ihren Widerstand gegen die Erdölförderung in ihrem Territorium inmitten des Regenwaldes. Den damit verbundenen Gerichtsprozess vor dem interamerikanischen Gerichtshof gewannen die Sarayakus gegen den ecuadorianischen Staat. Ihre Vorstellung vom „lebendigen Wald“ als eine gelebte Ausdrucksform des Buen Vivir, stellte Felix Santi schon 2015 auf der internationalen Klimakonferenz COP 21 in Paris als Klimaschutzkonzept vor.

Teilnehmer einer Musikparade laufen fröhlich auf der Straße.
Die Silent Parade in München

Prof. Ulrich Brand und Prof. Stephan Lessenich aus Deutschland diskutierten, wie es in verschiedenen Lebenskontexten möglich ist, ein Gutes Leben für alle zu garantieren. Einig waren sich alle, dass beim Gutes Leben auch die Befriedigung von Grundbedürfnissen, Gerechtigkeit und Sicherheit sowie Glück als Empfindung eine wichtige Rolle spielen. Diese Kategorien sind nicht vordergründig als individuelle Kategorien gedacht, sondern beziehen sich im Sinne des Buen Vivir besonders auf gemeinschaftlich gelebte Lebensformen.

Neben Vorträgen, Workshops, Diskussionsrunden, Filmen und einem Konzert gab es eine Silent Parade: Mit Musik aus Kopfhörern zogen die Teilnehmenden tanzend durch die Straßen Münchens und feierten das Gute Leben. Mit den freigesetzten Glückshormonen steckten sie auch unbeteiligte Münchner*innen an.

  • Mitschnitte, Berichte und Fotos der Konferenz: hier.

Headerfoto: Liz Guadalupe Muñoz Hilares / wernerimages – fotolia.com