Stories of Change- Auftakt 2018
Nachhaltig Wirtschaften? – Change by Design not by Desaster!
Seit diesem Jahr möchten wir neben lokalen Initiativen – die sich für einen sozialen, ökologischen und ökonomischen Wandel in Sachsen einsetzen – auch Unternehmer*innen zum Thema „Nachhaltig Wirtschaften?“ vor die Kamera holen. Seid gespannt, welche Nachhaltigkeitsvorbilder unser Filmteam diesen Sommer begleiten wird. Die Premieren finden wieder Anfang Oktober während des Umundu-Festivals in Kooperation mit dem Klimaschutzstab der Stadt Dresden statt.
Am 03.05.2018 fand unsere Auftaktveranstaltung zum Thema „Nachhaltig Wirtschaften? – Change by Design not by Desaster!“ im Impact Hub statt.
Ungefähr 100 Interessierte – darunter auch Aktive lokaler Initiativen und lokale Unternehmer*innen – wurden über Wege und Potenziale des nachhaltigen Wirtschaftens miteinander in den Austausch gebracht.
Andreas Huber (Geschäftsführer der deutschen Gesellschaft Club of Rome) eröffnete den Abend mit einer motivierenden Rede zur Notwendigkeit des alternativen Wirtschaftens. „Wir stellen heute die Weichen für die Welt, in der unsere Kinder in 20 Jahren leben werden. Die Menschen, die dann leben, werden auf unsere Generation schauen und fragen: ‚Was hast du getan?‘ Jeder muss entscheiden, wie er oder sie von den künftigen Generationen gesehen werden will: Als Verhinderer oder als Veränderer?!“
Mit einem kurzen Straßeninterview von der Hauptstrasse in Dresden wurden die Teilnehmenden auf die anschließenden Murmelrunden eingestimmt. “Was fällt dir zum Thema Nachhaltigkeit ein?“„Welche Geschichten des Wandels aus Dresden kennst du?“
Danach konnten alle Gäste an Thementischen mit Nachhaltigkeitsexpert*innen, lokalen Initiativen und Unternehmer*innen, welche einen Wandel in der Wirtschaft bereits aktiv mitgestalten, in den Austausch treten.
Am Thementisch „Nachhaltig Starten mit Crowdfunding“ erläuterte Lilli Landmann (Startnext) die Möglichkeit für junge Startups, Ideengeber und Tüftler, ihre Projektidee von der „Crowd“ auf Erfolg und allgemeines Interesse testen zu lassen. Bei Crowdfunding handelt es sich um eine demokratische Form der Kapitalbeschaffung zur Umsetzung von Projektideen. Es herrscht eine sehr hohe Transparenz durch regelmäßige Updates des Projektverlaufs. Crowdfunding ermöglicht bereits zu Beginn einer Unternehmung, eine finanzielle Unabhängigkeit von großen Investoren.
Am Thementisch „Perspektivenwechsel – Nachhaltigkeit braucht Überzeugung“ lud Manuel Lenk (Business Coach/Potenzialspezialist) die Teilnehmer*innen zu einem Rollenspiel ein. Die Teilnehmer*innen erkannten schnell, dass unterschiedliche Kompetenzstufen und Motive als Ausgangslage für das eigene Handeln dienen und zugleich auch für einen möglichen Wandel und Veränderung verantwortlich sind. Die wichtigste Erkenntnis war, dass wir – nur in dem wir aufeinander zugehen – wirklich zuhören und den anderen mit seinen Motiven und Vorstellungen verstehen können. Zudem wurde klar, dass solange ich intuitiv etwas falsch mache (unbewusste Inkompetenz), ich mir auch keiner Schuld bewusst bin und keinen Veränderungswillen entwickle. Erst mit der Erkenntnis einer falschen Intuition (bewusste Inkompetenz), mache ich mich auf die Suche nach einer Lösung (bewusste Kompetenz) und integriere es, meinen Werten und Motiven entsprechend in mein Leben (unbewusste Kompetenz). (Gutes Beispiel: Coffee to go– Becher)
Am Thementisch mit Toni Kiel (plant values) wurde über Unternehmenskultur und Wege zur Transformation in Unternehmen gesprochen. Hier waren auch das Startup nu+cao dabei und andere Mitarbeiter*innen von Kleinunternehmen, die von ihren Erfahrungen sprachen, Nachhaltigkeit am Arbeitsplatz selbst einzubringen. Toni Kiel unterstrich, dass Nachhaltigkeit mehr als ein einzelnes Produkt, eine Umweltkampagne oder mal ein MitarbeiterInnen-Programm sein soll. Nachhaltigkeit muss in den Köpfen der Menschen bei der täglichen Arbeit im Unternehmen und auch beim Blick auf das Unternehmen stattfinden. Unternehmen sind Teil der Gesellschaft und zugleich jeweils eine eigene Gesellschaften (GbR, UG, GmbH, AG)! In Gesellschaften bilden sich Kulturen heraus, also „Systeme von Regeln und Gewohnheiten, die das Zusammenleben und Verhalten von Menschen leiten“. Die meisten Unternehmen stellen Regeln bzgl. Nachhaltigkeit auf. Das bedeutet jedoch Stress und Druck für Mitarbeitende und Kosten für das Unternehmen. Es braucht schrittweise Veränderungen, Partizipation auf Organisations- und Entscheidungsebene. Erfolgreiche Mischformen wie Holokratie, in der selbstverantwortliche Bereiche gebildet werden und Verantwortlichkeiten rotieren sowie demokratische Entscheidungsprozesse wurden am Beispiel von Soul Bottles, Einhorn-Kondome oder Premiumcola beschrieben. Wichtig ist es, die Wertebasis – das Selbstverständnis eines Unternehmens – gemeinsam zu entwickeln, dann leitet sich daraus auch alles andere ab. Als Beispiel nannte Toni Kiel das „Shared Vision“ Konzept des Herstellers von Outdoor-Bekleidung Patagonia, wo Unternehmen, Mitarbeiterinnen und Kundinnen die gleiche Vision verfolgen.
Silke Hohmuth und Christiane Demmler von der GWÖ-Regionalgruppe Dresden übernahmen die Workshopleitung zum Thema „Gemeinwohl-Ökonomie aus der Praxis“. Die Gemeinwohl-Matrix wurde vorgestellt. In der Vorstellung der GWÖ, ersetzt ein Bruttoglücksprodukt das Bruttoinlandsprodukt. Menschenwürde, Solidarität, ökologische Nachhaltigkeit, Demokratie werden mit einer Gemeinwohlbilanz Silke Hohmuth und Christiane Demmler eines Unternehmens und seiner Berührungsgruppen bewertet. Das Ziel des Wirtschaftens ist das Gemeinwohl. Nach dem kurzen Impuls eröffnete Silke Hohmuth eine lebendige Diskussion über die Frage: Welche Veränderung wünscht ihr euch für ein gutes Leben in Dresden, angelehnt an die Werte und aus Sicht der Berührungsgruppen der Gemeinwohl-Matrix?
Prof. Edeltraud Günther vom PRISMA/TU-Dresden: Zentrum für Nachhaltigkeitsbewertung und -politik beantwortete an ihrem Thementisch vor allem die „Frage WIE rechnet sich Nachhaltigkeit?“ und erklärte an Beispielen, wie alternative Geschäftsmodelle aussehen können. Dabei ging sie auch auf die Chancen und Herausforderungen der Nachhaltigkeit für die sächsische Industrie ein und formulierte 12 Thesen. Ziel der dem PRISMA zugrunde liegende Analyse ist es, Sachsen auf die anstehenden Herausforderungen vorzubereiten, um damit verbundene Potentiale zu nutzen. Die Transformation durch die Landespolitik sollte bereits heute aktiv gestaltet werden, um den Freistaat Sachsen in einem sanften Strukturwandel nachhaltig weiterzuentwickeln.
Am Abend wurden viele inspirierende Vorbilder vorgestellt und gezeigt, dass nachhaltiges Wirtschaften sehr wohl geht. Oft erwies sich ein nachhaltiger Ansatz auch als ökonomischer, wenn man z.B. an Kreislaufwirtschaft statt Wegwerfen denkt. Das Achten weiterer Kriterien (siehe GWÖ), weg vom Streben eines BIP-Wachstums, rückt mehr und mehr in die Wahrnehmung von Unternehmen. Doch leider wird meist das „Falsche“ belohnt und es ist damit sehr teuer, das „Richtige“ zu tun. Der politische Rahmen muss sich ändern. Die Basis allen nachhaltigen Handelns werden die Überzeugung und die Aha-Effekte jedes Einzelnen bleiben, die können dann auch andere Unternehmensstrukturen erschaffen. Das Narrativ muss sich ändern und man soll auch „Mensch sein“ dürfen. Dieser Wandel erfordert Selbst-Bewusst-Sein, um einen Perspektivwechsel überhaupt zu zu lassen. Kulturwandel erfolgt nicht durch Ergebnisse, sondern im Prozess und durch einen (meist mühsamen) Diskurs.
Komm in unser Filmteam!
Ein Zusammenschluss von professionellen Filmschaffenden und Laien unterstützt uns jährlich bei der Produktion von inspirierenden Filmen fürs Kino, Social Media, Straßenkinos und bundesweiten Film- und Kunstfestivals. Möchtest du eine Wandelgeschichte für SOC verfilmen oder ein bestehendes Filmteam diesen Sommer bei den Drehs unterstützen?
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Stories of Change wurde 2017 mit dem Preis Lokale Agenda 21 für Dresden ausgezeichnet und ist jetzt für den Deutschen Engagementpreis nominiert.